Zum Content springen
Neue Suche

Absender

Empfänger

Wien, 21. Mai 2025 (aiz.info)

Bundesforste: Drittbestes Geschäftsergebnis trotz Rekord-Waldschadensbilanz

Ergebnis vor Steuern (EBT) bei 49,5 Mio. Euro - Immobilien und Erneuerbare Energie weiter auf Wachstumskurs

2024 ging als das heißeste Jahr in Österreichs 257-jährige Messgeschichte ein. Es brachte Rekordtemperaturen, Trockenheit und gleichzeitig enorme Regenmengen mit verheerendem Hochwasser. Den Bundesforsten bescherte es die größten Sturmschäden seit mehr als 15 Jahren. „Obwohl das Jahr aufgrund der Folgen des Klimawandels, überdurchschnittlicher Schadholzmengen, gestiegener Kosten und der gesamtwirtschaftlichen Situation sehr herausfordernd war, konnten wir insgesamt unser drittbestes Ergebnis erzielen und damit unseren Erfolgskurs fortsetzen“, erklärt Georg Schöppl, ÖBf-Vorstandssprecher und Vorstand für Finanzen und Immobilien anlässlich der Bilanzpräsentation.

„Möglich wurde dies durch die ungebrochene Nachfrage nach dem Rohstoff Holz in allen Segmenten, durch einen guten Holzpreis und die positive Entwicklung in den Bereichen Erneuerbare Energie und Immobilien.“ Einmal mehr hat sich die Strategie der Diversifizierung bewährt. Fast 30 % des EBT sind auf die Investitionen der letzten Jahre in die Bereiche Erneuerbare Energien und Immobilien zurückzuführen. „Unsere vier Standbeine geben uns Stabilität in einem sehr volatilen Holzmarkt. So können wir aus eigener Kraft in den notwendigen Umbau unserer Wälder hin zu klimafitten Mischwäldern, in die weitere Entwicklung von Wind- und Wasserkraftwerken als unseren Beitrag zur Energiewende sowie in nachhaltige Immobilienprojekte investieren“, so Schöppl.

2024 lag die Betriebsleistung der ÖBf-Gruppe bei 372,1 Mio. Euro und damit um weitere 8 % über dem bereits sehr guten Wert von 2023 (344,7 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern (EBT) liegt mit 49,5 Mio. Euro aufgrund der Kostenfaktoren – vor allem Sturm- und Infrastrukturschäden, Personal- und Holzerntekosten – unter dem Vorjahreswert (56,0 Mio. Euro), zählt aber zu den drei höchsten in der Unternehmensgeschichte. Ähnliches gilt für das EBIT mit 49,3 Mio. Euro (2023: 56,4 Mio. Euro) und das EBITDA mit 65,4 Mio. Euro (2023: 70,2 Mio. Euro).

„Der Alpenraum leidet besonders stark unter der Klimakrise, wir sind täglich damit konfrontiert – die Auswirkungen schlagen sich auch in den Büchern nieder. 2024 waren 75 Prozent der gesamten Holzernte oder rund 1,5 Millionen Festmeter ungeplant als Schadholz angefallen, knapp 500.000 Festmeter mehr als im Jahr davor“, berichtet Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz.

Die Waldschadensbilanz erreicht 2024 die Rekordsumme von 49,2 Mio. Euro (2023: 32 Mio. Euro). Darin enthalten sind rund 30 Mio. Euro Erlösminderung für Schadholz sowie auch Kosten für Lagerung, Käferbekämpfung und Schäden an der Infrastruktur. „Der wirtschaftliche Erfolg in allen Geschäftsbereichen macht die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel möglich. Damit erhalten wir Lebensräume, kümmern uns um Schutzwälder und sichern die Holzversorgung“, so Gruber. Die Aufwendungen der ÖBf für die Waldpflege waren 2024 mit 18,6 Mio. Euro so hoch wie noch nie (2023: 15,2 Mio. Euro), davon entfielen 9,7 Mio. Euro auf die Borkenkäferbekämpfung. Allein in den letzten drei Jahren stiegen die Waldpflegekosten um 50 %, wobei sich die Ausgaben für die Borkenkäfervorsorge mehr als verdoppelt haben. „Aber unsere Anstrengungen zahlen sich aus. Das Borkenkäferholz war 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich rückläufig,“ sagt Gruber.

Kernbereich Forst/Holz aufgrund von hohem Schadholzanteil unter Druck

Im Kerngeschäft Forst/Holz schlugen sich 2024 der hohe Schadholzanteil, die damit verbundenen höheren Kosten für den Forstschutz und die Holzernte sowie die deutlich gestiegenen Personalkosten nieder. Auch die Schäden an der Forstinfrastruktur, die durch Hochwasser und Starkregen mit 9 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr ausfielen, führten zu höheren Aufwendungen. Die Betriebsleistung konnte erfreulicherweise um 0,8 % auf 233,1 Mio. Euro (2023: 231,2 Mio. Euro) – den höchsten Wert der Unternehmensgeschichte – gesteigert werden. Der Ergebnisbeitrag (EBIT) liegt jedoch mit 1,3 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert (2023: 16,1 Mio. Euro). Umso wichtiger ist ein weiterhin guter Holzpreis.

Die Holzerntemenge lag 2024 bei rund 2 Mio. Festmetern und damit etwas über dem ursprünglichen Holzernteziel. „Der Hauptgrund für die größere Erntemenge ist der hohe Schadholzanteil, verursacht durch Windwurf. Zusätzlich müssen wir aber auch Durchforstungen zur Stabilisierung des Waldes durchführen. Wir nehmen also bewusst eine höhere Holzerntemenge in Kauf, denn ein heute nicht gepflegter Wald ist das Schadholz von morgen. Dennoch bewirtschaften wir unsere Wälder nachhaltig und nutzen nicht mehr als nachwächst“, betont Gruber. Für alle 120 ÖBf-Forstreviere gibt es nicht nur forstliche Bewirtschaftungspläne, sondern auch eigene Naturschutzpläne. Diese umfassen unter anderem Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und werden in die Gesamtplanung integriert.

Erneuerbare Energie: Wachstumskurs fortgesetzt

Zum zweiten Mal in Folge verzeichnete der Geschäftsbereich Erneuerbare Energie im Jahr 2024 mit einem Zuwachs von 51,8 % das größte Plus bei der Betriebsleistung. Sie stieg auf 34,0 Mio. Euro (2023: 22,4 Mio. Euro). Der Ergebnisbeitrag konnte 2024 trotz einer entrichteten Übergewinnsteuer von 8,2 Mio. Euro ebenfalls weiter auf 12,4 Mio. Euro gesteigert werden (2023: 12,0 Mio. Euro). „Im vergangenen Jahr haben wir den Windpark Pretul in der Steiermark um vier Anlagen erweitert und die nächste Ausbaustufe ist bereits in Planung“, berichtet Schöppl. Neben dem größten alpinen Windpark im Alpenraum betreiben die Bundesforste derzeit neun Wasserkraftwerke und sind am Holzbiomassekraftwerk Wien Simmering beteiligt (ÖBf 33,3 %, Wien Energie 66,6 %).

2024 wurden insgesamt 331,0 GWh Strom aus Wind, Wasser und Biomasse erzeugt – um 8,6 % mehr als im Vorjahr (2023: 304,8 GWh). Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 94.500 Haushalten*. Der Baustart für das jüngste Projekt erfolgte im April im Tiroler Brixental, wo die Bundesforste gemeinsam mit der Marktgemeinde Hopfgarten bis 2027 das Wasserkraftwerk Elsbethen errichten. Das gemeinsame Investitionsvolumen beträgt rund 35 Mio. Euro. Ein weiteres Projekt ist der Windpark Kobernaußerwald (OÖ), der gemeinsam mit der Energie AG und der EWS Consulting GmbH geplant wird und mit bis zu 19 Windanlagen das bisher größte Energieprojekt in Oberösterreich darstellt. „Damit tragen wir Schritt für Schritt zur Energiewende in Österreich bei, die unser Land unabhängiger von fossilen Energieträgern und teuren Stromimporten macht“, so Schöppl.

Erfolgsfaktor Immobilien: Erneuter Ergebnisrekord

Der Geschäftsbereich Immobilien/Tourismus schloss 2024 erneut mit Bestwerten ab: Mit einem Plus von 6,1 % stieg die Betriebsleistung weiter auf 68,0 Mio. Euro (2023: 64,1 Mio. Euro). „Der Erfolg der Diversifizierungsstrategie zeigt sich insbesondere im Immobilienbereich, der seit vielen Jahren den größten Beitrag zum Betriebsergebnis (EBIT) leistet und die Ertragskraft des Unternehmens nachhaltig absichert. Der hohe Wert von 2023 (27,7 Mio. Euro) konnte 2024 mit 35,4 Millionen Euro nochmals übertroffen werden“, so Schöppl. Diese Ergebnisbeiträge stammen in erster Linie aus laufenden Einnahmen.

„In den letzten 10 Jahren haben wir 39 nachhaltige Immobilienprojekte auf unseren Flächen entwickelt und 55 Millionen Euro in diesem Sektor investiert. 2025 können weitere fünf Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 25 Millionen Euro fertiggestellt werden. Wo immer es möglich ist, entwickeln und bewirtschaften wir unsere Immobilien selbst, damit erhalten wir die Substanz und erhöhen die Wertschöpfung in der Region“, erklärt Schöppl. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Schaffung von energieeffizientem Wohnraum. Jüngste Beispiele für Immobilienentwicklung mit hohen ökologischen Standards sind das Projekt Miramonte in Tenneck bei Werfen (S) mit fünf modernen Doppelwohnhäusern in Holzbauweise oder das bisher größte Projekt in Gablitz im Wienerwald (NÖ) mit 52 Mietwohnungen in Massivholzbauweise.

Dienstleistungen ausgebaut

Auch im Geschäftsbereich Dienstleistungen konnte die Betriebsleistung 2024 um 10,4 % auf 17,0 Mio. Euro gesteigert werden (2023: 15,4 Mio. Euro). Zu den Aufgaben des Geschäftsbereichs zählen unter anderem technische und ökologische Planungen, Gutachtenerstellung, Bewirtschaftungen für Dritte und Forsttechnik. Mit insgesamt über 120.000 begutachteten Einzelbäumen und knapp 3.000 Hektar kontrollierter Fläche sind die Bundesforste ein verlässlicher Partner für mehr als 120 Städte und Gemeinden sowie zahlreiche Unternehmen und Privatkunden. Darüber hinaus bewirtschaften die Bundesforste seit vielen Jahren in Summe rund 17.500 Hektar für kommunale und private Waldbesitzer*innen. Auch im vierten Geschäftsfeld sind weitere Investitionen geplant, unter anderem in den Aufbau eigener Holzerntekapazitäten sowohl beim Forstpersonal als auch bei den Maschinen. Insgesamt geht es um ein Volumen von mehr als 6 Mio. Euro in den nächsten drei bis fünf Jahren.

Ausblick 2025

„100 Jahre Bundesforste 2025 verstehen wir als einen besonderen Auftrag: Wir blicken nicht nur auf viele Jahre Erfahrung zurück, sondern richten unseren Fokus vor allem weiter in die Zukunft: Wir setzen unsere ganze Kraft in unser Jahrhundertprojekt ‚Wald der Zukunft‘. Damit gilt unser Engagement ganz klar der Bewältigung der Klimakrise, die für uns Tag für Tag präsent ist. Kontinuierlicher wirtschaftlicher Erfolg ist dafür eine wichtige Grundlage. Deshalb investieren wir weiter in den Ausbau von Wind- und Wasserkraft als Beitrag zur Energiewende sowie in nachhaltige Immobilienprojekte. Damit schaffen wir langfristige Werte. All diese Leistungen machen sich für die Natur und die Menschen in Österreich bezahlt. Das Geschäftsjahr 2025 ist gut angelaufen. Wenn uns Naturereignisse oder andere nicht absehbare Entwicklungen keinen Strich durch die Rechnung machen, kann auch 2025 wieder ein gutes Jahr für die Bundesforste werden“, so die beiden Vorstände abschließend. (Schluss)
10.883 Anschläge
  • Empfehlen
  • Drucken
  • PDF downloaden
  • RTF downloaden