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Linz, 30. Juni 2025 (aiz.info)

Schweinehaltung: Genetik ist die Grundlage für hohe Fleischqualität

PIG Austria bringt seit 2019 die Qualität in der Schweinezucht auf ein neues Level

Auf rund 5.000 Höfen in Oberösterreich werden Schweine gehalten. Für ca. 1.700 davon, die in Summe rund eine Million Schweine und damit gut 90 Prozent des oberösterreichischen Schweinebestandes halten, ist die Schweinehaltung die Haupteinkommensquelle. Das sind zum einen Betriebe, die sich auf die Haltung von Zuchtsauen oder auf die Schweinemast spezialisiert haben, wie auch Betriebe, welche die selbst erzeugten Ferkel fertig mästen. Auch die Schweinezucht ist in Österreich geprägt von der Arbeit in bäuerlichen Familienbetrieben. Über 100 Herdebuchzuchtbetriebe liefern österreichweit die genetische Grundlage – Jungsauen und Eber – für die nachgelagerte Produktion. Auf drei Besamungsstationen stehen über 600 Eber und liefern Qualitätssperma für den Besamungseinsatz. 

Um im Wettbewerb mit internationalen Zuchtkonzernen bestehen zu können und der bäuerlichen Zucht weiterhin eine Perspektive zu geben, haben sich die spezialisierten Herdebuchzuchtbetriebe im Jahr 2019 neu organisiert und mit der PIG Austria GmbH ein österreichweit tätiges, schlagkräftiges Unternehmen mit den drei Geschäftsfeldern Zucht, Besamung und Zubehörhandel gegründet. 

Im Zentrum der Zuchtarbeit steht eine effiziente Schweinehaltung, die auf eine möglichst ressourcenschonende Nutzung der eigenen Futtergrundlage abzielt – bei gleichzeitig höchster Fleischqualität. „Gerade den oberösterreichischen Schweinebauern, die 40 Prozent des österreichischen Schweinebestandes halten, ist die Fleischqualität ein besonderes Anliegen. Die Zusammenführung der drei Besamungsstationen Steinhaus in Oberösterreich, Hohenwarth (NÖ) und Gleisdorf (Steiermark) in die PIG Austria war deshalb ein wichtiger Schritt. Durch diesen Zusammenschluss werden höchste Standards bei Gesundheit und Spermaqualität durch ein externes Qualitätsmonitoring garantiert“, betont Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. „Die Erfahrungen zeigen, dass der gemeinsame Weg der richtige ist. Es ergeben sich wirtschaftliche Vorteile und Synergien im Serviceangebot, in der Verwaltung, in der Forschung und Entwicklung“, so Waldenberger weiter.

Die hohe Fleischqualität basiert auf einer laufenden, intensiven Leistungsprüfung an der österreichischen Schweineprüfanstalt in Streitdorf, Niederösterreich. Diese Prüfstation wird gemeinsam von den Landwirtschaftskammern und der PIG Austria betrieben. Hier werden die Masteigenschaften über eine Reihe von Leistungsparametern unter standardisierten Bedingungen geprüft. Die Besamungseber durchlaufen eine strenge Selektion, um sicherzustellen, dass nur die besten Tiere in der Zucht eingesetzt werden. Damit setzt die österreichische Genetik konsequent auf Qualität und bildet die Grundlage für regionale Premiumprogramme. „Österreichische Fleischqualität beginnt mit österreichischer Genetik“, betont Waldenberger.

Tierwohlstrategie in der Schweinehaltung

Die schweinehaltenden landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich machen jedoch nicht nur in der Zucht kontinuierliche Fortschritte, sondern auch im Bereich Tierwohl. Bereits 2021 hat sich die österreichische Schweinebranche im Rahmen einer Tierwohlstrategie klar zum Ausbau tiergerechter Haltungsformen bekannt. Seither wird intensiv daran gearbeitet, die Schweinehaltung in Österreich noch tierfreundlicher zu gestalten und zukunftsfähig auszurichten. Im Kern der Bemühungen steht eine marktorientierte Weiterentwicklung. Für Betriebe, die auf Tierwohl-Haltung umstellen wollen, sollen langfristige Vermarktungsschienen geschaffen werden. Das Ziel sind jährlich eine Million Bio- und Tierwohlschweine bis 2030. 

Diese Weiterentwicklung steht im engen Zusammenhang mit dem „Masterplan Schwein“ der AMA Marketing. Seit 2022 liegt das Platzangebot für AMA-Gütesiegel-Schweine zehn Prozent über dem gesetzlichen Standard. Außerdem sind der Einsatz von entwaldungsfreiem Soja, eine Stickstoff-reduzierte Fütterung, die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst, sowie ein Antibiotika-Monitoring zur Reduktion des 
Wirkstoffeinsatzes verpflichtend.

Zudem wurden zwei Tierwohl-Stufen in Schweineställen eingeführt. Im Modul „Mehr Tierwohl – Gut“ (TW60) sind 60 Prozent mehr Platz und eine eingestreute Liegefläche vorgeschrieben, im Modul „Mehr Tierwohl – Sehr gut“ (TW 100) gelten folgende Kriterien: doppeltes Platzangebot, tief eingestreute Liegefläche, Zugang zu einem Außenbereich, gentechnikfreie europäische Futtermittel, Haltung von Tieren mit Langschwanz und Kastration ausschließlich unter Narkose. 

Höhere Auflagen müssen im Verkauf auch bezahlt werden

„All diese Anstrengungen zeigen, dass die Schweinebauern höhere Tierwohlstandards in ihren Ställen umsetzen wollen. Was sie allerdings brauchen, ist Rechts- und Planungssicherheit, damit ihre Investitionen auch über Jahre hinaus abgesichert sind. Zudem braucht es aber vor allem auch den Willen des Konsumenten, bei der konkreten Kaufentscheidung zum teureren Fleisch zu greifen. Denn die höheren, durch mehr Tierwohl verursachten Kosten, müssen sich im Preis des Produkts abbilden. Billigstfleisch vom Diskonter zu höchsten Tierwohlstandards wird es nicht geben“, betont Waldenberger. 

Nachfrage nach Tierwohl-Fleisch stagniert

Die Österreichische Schweinebörse wies vor kurzem darauf hin, dass derzeit die Nachfrage nach Schweinefleisch, das nach höheren Tierwohl-Standards produziert wird, stagniert. Ein Nachfragewachstum gibt es vor allem im Bereich Schweinefleisch, das ohne Qualitätsprogramm hergestellt wird. „Das ist auf die gestiegene Preissensibilität der Konsumentinnen und Konsumenten zurückzuführen, die vermehrt im Preiseinstiegsbereich nachfragen. Hier braucht es die transparente Auslobung der Qualitätsstufen in Verbindung mit der Herkunft des Produktes. Das muss dort deutlich erkennbar sein, wo der Konsument seine Kaufentscheidung trifft: im Lebensmittelhandel oder in der Gastronomie. Aber auch die öffentliche Hand ist gefragt, die Vorgaben des Plans für nachhaltige Beschaffung umzusetzen und die Nachfrage nach Tierwohl-Fleisch in der Gemeinschaftsverpflegung anzukurbeln“, appelliert Waldenberger. 

Bauern brauchen Planungssicherheit

Zur rechtlichen Planungssicherheit gehören tierschutzrechtliche Voraussetzungen, unter denen Schweinefleisch in Österreich produziert werden darf. Mit dem jüngst erzielten Konsens bei der Änderung des Tierschutzgesetzes ist für Waldenberger die Grundlage dafür gelegt, dass es wieder zu Investitionen in der Schweinehaltung kommen kann. Denn in den vergangenen Jahren waren diese äußerst niedrig. In bestehenden Schweineställen sind unstrukturierte Vollspaltenböden bis Mitte 2034 weiterhin erlaubt. Für bestimmte Betriebe konnten zudem individuelle Übergangsfristen erreicht werden.

Für Betriebe, die zwischen Juni 2018 und Dezember 2022 in neue Ställe investiert haben, gilt eine individuelle Übergangsfrist von 16 Jahren. Diese beginnt zum Zeitpunkt der Fertigstellung der baulichen Maßnahmen. Hat ein Betrieb zum Beispiel 2022 einen neuen Stall nach den damals gesetzlich gültigen Mindeststandards errichtet, läuft die Übergangsfrist bis 2038. Davon sind rund 170 Betriebe betroffen. Wer diese Härtefallregelung in Anspruch nehmen will, muss dies bis Ende 2027 melden. Die Errichtung von unstrukturierten Vollspaltenböden ist in Neu- und Umbauten bereits seit dem 1. Jänner 2023 verboten.

„Die neuen Vorgaben werden praktisch umsetzbar sein, jedoch auch sehr herausfordernd. Wir hoffen, dass es durch diesen Kompromiss wieder zu mehr Investitionen in die Schweinehaltung in Österreich kommt. Denn andernfalls droht bei einer Reduktion der heimischen Produktion der Import von Ware, die unter niedrigeren Tierhaltungsstandards produziert wird“, so Waldenberger abschließend.

Die eingangs erwähnten Schweinezuchtbetriebe unterliegen genauso den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Als Grundlage für das „österreichische“ Schnitzel braucht es in diesem Bereich auch die notwendige Anzahl an Betrieben. Dies ist aber nur dann gesichert, wenn es auch auf der Nachfrageseite nach Sperma bzw. Zuchttieren entsprechende Betriebszahlen und Mengen gibt. 

Zuchtprogramm setzt auf „Optimieren statt maximieren“

Die eigene Futtergrundlage ermöglicht in Österreich die Schweinehaltung in nachhaltigen und regionalen Kreisläufen. Eine Besonderheit in Österreich ist, dass auch die Weiterentwicklung der genetischen Grundlage – die sogenannte Herdebuchzucht – in bäuerlichen Händen liegt und sich an den speziellen Bedürfnissen und Anforderungen der Betriebe in Österreich orientiert. International gesehen liegt die genetische Entwicklungsarbeit in der Schweinezucht in den Händen weniger großer Unternehmen.

Mit dem Start der Organisation PIG Austria wurde das Zuchtziel den zukünftigen Anforderungen und Erwartungen angepasst. „Der neue Schwerpunkt im Zuchtprogramm berücksichtigt Nachhaltigkeits- und Tierwohlkriterien und setzt dabei auf ,optimieren statt maximieren‘. Nicht die einseitige Leistungssteigerung, sondern der Blick auf das gesamte Tier im wirtschaftlichen Umfeld des Betriebes ist zu berücksichtigen“, ist Georg Gstöttenbauer, Obmann von PIG Austria, überzeugt. 

Breites Rassenspektrum

Im PIG Austria Zuchtprogramm werden die Rassen Edelschwein, Landrasse und Pietrain für das bewährte PIG Austria Ferkel kombiniert. Neben diesen etablierten Rassen hat PIG Austria das Rassenspektrum um Alternativen wie Duroc oder Schwäbisch Hällisch erweitert. Bei diesen Rassen ist, bedingt durch einen höheren Fettgehalt, ein besonderes Geschmackserlebnis zu erwarten. Je nach Nachfrage und Konsumentenwunsch wird die genetische Grundlage für Spezialprogramme geliefert.

Schweinezucht ist „BIG Data“

Die Digitalisierung hat längst Einzug in die tägliche Arbeit am Zuchtbetrieb gehalten. Eine Vielzahl an Daten von Leistungsparametern der Tiere werden täglich erfasst und verarbeitet. Die elektronische Kennzeichnung der Tiere und die mobile Datenerfassung sind zum Standard für die Zuchtarbeit geworden. Um die Übersicht am Betrieb zu bewahren, nutzen die Bäuerinnen und Bauern innovative Webanwendungen. Gleichzeitig liefern diese Informationen die Entscheidungsgrundlage für die Selektion der nächsten Generation. 

Einsatz von KI in der Spermaanalyse

In der Schweinebesamung wurde auf allen Standorten in modernste Labortechnik investiert. So wird mittels hochauflösender Videoanalyse und KI die Beweglichkeit der Spermien gemessen. Eine korrekte Beurteilung der Spermaqualität ist die Grundlage für eine erfolgreiche Besamung. 

Innovative Forschungsprogramme

Die Schweinezucht ist Innovationsmotor und investiert in zukunftsorientierte Forschungsprojekte. Dabei steht die Nutzung der genomischen Information sowie die Nutzung neuer Merkmale der Fleischqualität im Fokus. 
Neue Arbeitsschwerpunkte sind die Erhebung von Verhaltensmerkmalen und die züchterischen Maßnahmen dazu. In einem Forschungsprojekt mit der Veterinärmedizinischen Universität ist geplant, Tiere an der Österreichischen Schweineprüfanstalt in Streitdorf rund um die Uhr zu beobachten, um mittels KI Merkmale für die Zucht abzuleiten. In den neuen Haltungssystemen sind vor allem ruhige und umgängliche Tiere gefragt.

„Zuchtarbeit ist kein Selbstzweck – sie sorgt dafür, dass Konsumentinnen und Konsumenten im Supermarkt und beim Fleischhauer Schweinefleisch von bester Qualität bekommen. Statt auf einseitige Leistungssteigerung legen wir in unseren Zuchtprogrammen Wert auf das gesamte Tier, seine Gesundheit, sein Verhalten und vor allem die Qualität des Fleisches. Das schmeckt man – vom Edelstück bis zum Schnitzel“, so Georg Gstöttenbauer, Obmann von PIG Austria.

PIG Austria präsentiert sein Leistungsspektrum auch auf Youtube:
In folgendem Video wird das Programm der PIG Austria für intelligente Genetik vorgestellt: https://youtu.be/iivyQLmDDkA
Die Leistungsprüfung und Überprüfung der Fleischqualität in der Österreichischen Schweineprüfanstalt in Streitdorf wird auf folgendem Video dargestellt:
https://youtu.be/gxublOg_8Mw (Schluss)
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