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Wien, 10. Oktober 2025 (aiz.info)

Mentale Gesundheit für eine zukunftsfitte Landwirtschaft

Zahlreiche Angebote zur seelischen Unterstützung stehen zur Verfügung

Landwirtinnen und Landwirte tragen eine große Verantwortung - für den Betrieb, die Tiere und die Familie. Durch diese hohe Belastung gerät die mentale Gesundheit häufig in den Hintergrund. Am Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober machen das Netzwerk Zukunftsraum Land, die Landwirtschaftskammer Österreich und die ARGE Bäuerinnen auf die zahlreichen Beratungsangebote aufmerksam, die in herausfordernden Zeiten zur Verfügung stehen und gezielt Unterstützung bieten.

Studien zeigen hohe Belastungen

Diverse Studien belegen international den hohen psychischen Druck für österreichische Landwirtinnen und Landwirte. Dieser wird insbesondere durch wirtschaftliche Unsicherheiten, Wetterextreme, steigende Bürokratie, wenig Freizeit, familiäre Belastungen und ständige Verantwortung verursacht. Allein im Jahr 2024 verzeichnete das Bäuerliche Sorgentelefon österreichweit 527 Anrufe. 842 Beratungsfälle wurden zudem in der psychosozialen Beratung der Landwirtschaftskammern begleitet. Die häufigsten Themen sind seit mehreren Jahren Generationenkonflikte, Hofübergabe beziehungsweise -übernahme und Partnerschaftsprobleme. Auffällig ist, dass die Anrufzahlen im Oktober - rund um Erntedruck und Wintervorbereitung - besonders stark steigen. Dies zeigt, dass es mehr Bewusstsein und gezielte Maßnahmen braucht.

Tagung beleuchtet mentale Gesundheit

Einen wichtigen Beitrag dazu leistete die Tagung "Mentale Gesundheit in der Landwirtschaft im Fokus" am 9. Oktober 2025 in Salzburg, veranstaltet vom Netzwerk Zukunftsraum Land. Verschiedenste fachliche Beiträge und aktuelle Forschungsergebnisse machten die Relevanz des Themas und die Situation in Österreich deutlich. Am Nachmittag stellten nationale und internationale Initiativen ihre psychosozialen Unterstützungsangebote für Bäuerinnen und Bauern vor. Rund 70 Multiplikator:innen aus dem agrarischen und psychosozialen Bereich nutzten die Gelegenheit zum Austausch über Herausforderungen und konkrete Handlungsmöglichkeiten.

"Der Mental Load von Bäuerinnen und Bauern wird durch externe Faktoren wie hohe unternehmerische Arbeitsleistungen, Zukunftsängste und nicht zuletzt den Druck, den steigenden Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden, immer stärker. Für diese Menschen braucht es geschützte Räume, wo sie frei über ihre Sorgen und Ängste sprechen können und wo ihnen Berater:innen mit agrarischem Hintergrund und einer psychosozialen Ausbildung Lösungsansätze und Zuversicht für die Zukunft geben können. Dies bieten Bildungs- und Beratungsangebote wie Lebensqualität Bauernhof", so Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger.

Unterstützung durch Lebensqualität Bauernhof

Seit 2007 setzt "Lebensqualität Bauernhof (LQB)" österreichweit Impulse, um Bäuerinnen und Bauern in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Dazu zählen Bildungsangebote, das Bäuerliche Sorgentelefon und psychosoziale Beratung in den Landwirtschaftskammern (Details unter www.lebensqualitaet-bauernhof.at). Der Tag der seelischen Gesundheit bietet einen Anlass, diese Angebote besonders in den Fokus zu rücken.

"Selbstfürsorge wird in bäuerlichen Familien oft hintangestellt. Gerade in traditionell geprägten, ländlichen Regionen fällt es vielen schwer, Unterstützung bei mentalen Herausforderungen in Anspruch zu nehmen. Hilfe anzunehmen erfordert Mut und genau darin liegt Stärke", betont Ines Jernej, Bundeskoordinatorin von LQB. Die Berater:innen kommen selbst aus der Landwirtschaft, sind psychosozial geschult und bieten ein vertrauliches Umfeld, um Lösungen zu finden.

Viele agrarische Organisationen und Verbände erkennen, dass mentale Gesundheit eine Grundlage für das nachhaltige Bestehen landwirtschaftlicher Betriebe ist. Das Zusammenarbeitsprojekt "Gsund bleiben" bündelt bestehende Angebote für psychische und physische Prävention, macht sie bekannter und setzt auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit etwa mit der Kampagne "Happy am Hof". Weitere Informationen dazu gibt es unter www.happy-am-hof.at. Beteiligte Partner sind der Maschinenring Österreich, die Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), das Ländliche Fortbildungsinstitut Österreich (LFI Ö), die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) und die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen.

Breites Angebot für bäuerliche Familien

Am Tag der seelischen Gesundheit wird einmal mehr deutlich: Mentale Gesundheit gehört zur Lebensqualität auf dem Bauernhof. Unterstützung ist vorhanden, jetzt gilt es, sie sichtbar zu machen und aktiv zu nutzen. Durch das Ansprechen des Themas bei Veranstaltungen, in agrarischen Medien und im eigenen Umfeld kann zur Enttabuisierung mentaler Themen beigetragen werden.

Folgende Angebote stehen Bäuerinnen und Bauern zur Verfügung:

Bäuerliches Sorgentelefon: Anonyme Erste-Hilfe-Anlaufstelle bei Sorgen, Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr unter 0810/676 810.
Psychosoziale Beratung der Landwirtschaftskammer: Persönlich in den Kammern, telefonisch oder direkt am Hof - www.lebensqualitaet-bauernhof.at
Bildungsveranstaltungen der Ländlichen Fortbildungsinstitute: Seminare und Vorträge zu Stressbewältigung, Hofübergabe, Kommunikation und mehr – www.lfi.at
Maschinenring: Personelle und maschinelle Unterstützung im Betrieb - www.maschinenring.at/leistung/agrarische-arbeitskraefte
SVS: Unterschiedliche gesundheitsfördernde Angebote. Zum Beispiel die betriebliche Gesundheitsförderung am landwirtschaftlichen Betrieb - Projekt "Future Proof": www.future-proof.at (Schluss)
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