Nachlese zu "Tier, Technik und Umwelt" (TTU-Tagung) 2025
Hochaktuelle Herausforderungen der landwirtschaftlichen Tierhaltung
Am 14. und 15. Mai 2025 fand an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein die Tagung zu "Tier, Technik und Umwelt" (TTU-Tagung) statt. In spannenden Vorträgen wurden hochaktuelle Herausforderungen der landwirtschaftlichen Tierhaltung beleuchtet: Von CO2-Fußabdrücken und alternativen Proteinquellen über rechtliche Rahmenbedingungen bis hin zu innovativen Erkenntnissen in der Tierverhaltensforschung.
Nach einer Begrüßung durch Direktor Dr. Johann Gasteiner folgte zur Eröffnung der Tagung eine Präsentation der aktuellen Forschungsprojekte sowie künftig geplanter Aktivitäten des Institutes Tier, Technik und Umwelt durch Institutsleiterin und Tagungsvorsitzende Dr. Birgit Heidinger.
Die landwirtschaftliche Tierhaltung gerät immer mehr unter Druck. Zum einen weil immer wieder Einzelfälle von unsachgemäßer Tierhaltung und Umgang mit Tieren publik werden und dann sehr rasch verallgemeinert werden und zum anderen aufgrund von verschärfenden rechtlichen Vorgaben und marktwirtschaftlichen Herausforderungen.
Christian Fritz, MA referierte über die "Farm to Fork"-Strategie sowie die Auswirkung neuer Verordnungen entlang der Lieferkette, wonach sich DI Franz Waxenecker mit dem CO2-Fußabdruck der Produktionssysteme Schwein und Geflügel anschloss. Relevant ist in diesem Kontext, Ergebnisse methodisch richtig und normenkonform zu berichten sowie die hohen zwischenbetrieblichen Schwankungen mit Konnex zu Fütterung und Herkünften zu berücksichtigen. DI Josef Hambrusch von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen referierte über Stoffstromanalysen in der Schweineproduktion sowie deren wertmäßige Darstellung und eine mögliche Erweiterung auf zusätzliche landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten. Roland Gutwenger, Bakk.tech. veranschaulichte die Ergebnisse der TIHALO III-Studie mit erhobenen Daten aus 2022 als Grundlage der österreichischen Luftschadstoffinventur. Die Zielwerte aufgrund Vorgaben der NEC-Richtlinie wurden 2023 erstmals erreicht, wobei Förderanreize in Stall und Außenwirtschaft in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern für Stalltechnik und Außenwirtschaft gesetzt wurden, um die Emissionszielwerte künftig auszubauen.
Im Nachmittagsblock stellte Prof. Dr. Reinhard Puntigam (FH Südwestfalen) Möglichkeiten zur Rationsgestaltung sowie Ansätze und Grenzen zum Einsatz von Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung bei Schweinen mit Fokus auf langfristige Effekte, steigenden Druck auf natürliche Ökosysteme und Ressourcen sowie fachliche Aspekte der Nahrungsmittelkonkurrenz dar. Dr. Julia Slama (Uni Rostock) beleuchtete dieselbe Thematik mit einer Darbietung relevanter Studienergebnisse für Geflügel und wies auf die Bedeutung des Einsatzes von Weizenvariationen (Schrot/Kleie), die Kenntnis der Variabilität in Futtermitteln sowie deren technologische Verarbeitung hin. Online zugeschaltet war Lukas Grüter (UFA AG) über rechtliche Vorgaben zur Emissionsminderung und Aspekte der Tiergesundheit in der Schweiz. Er berichtete über die verpflichtete Regulierung des Nährstoffhaushaltes zur Senkung der Nährstoffverluste von Stickstoff und Phosphor bis 2030. Das Ziel hierbei ist eine effizientere und nachhaltigere Landwirtschaft bezüglich Nährstoffen mit Anreizen wie einer stickstoffreduzierten Phasenfütterung sowie optimaler Aminosäurenversorgung und alternativer Proteinquellen für Schweine. Katharina Unger (LIVIN farms) stellte in ihrem Referat die Mast der Schwarzen Soldatenfliege in modular skalierbaren Insekten-Mastanlagen zur Verwertung organischer Reststoffe und Nebenprodukten und Einsatz in der Tierfütterung dar. Die Vorstellung dieser alternativen Proteinquelle im Sinne der Kreislaufwirtschaft als Möglichkeit der agrarischen Produktion beendete hiermit den ersten Veranstaltungstag.
Der zweite Veranstaltungstag wurde von Dr. Daniel Werner, Professor für Prozesstechnik, Digitalisierung und Bauwesen in der Innenwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf eröffnet. Die Lichtwahrnehmung bei Schwein, Geflügel und Rind sowie Hinweise zu optimaler Stallbeleuchtung zeigte, dass ein wichtiger Parameter in der Beurteilung das Liegeverhalten und die Liegedauer, sowie Fressverhalten und Aktivität sind. Das Ziel für alle Tier- und Haltungskategorien ist eine bedarfsorientierte Beleuchtung unter Einsatz hochwertiger LED-Technik in Verbindung mit ausreichend Tageslicht, wo umsetzbar und förderlich. Prof. Dr. Andreas Melfsen (Fachhochschule Kiel) referierte über die automatisierte Verhaltensanalyse von Mastschweinen zur Bewertung von Stallklimabedingungen in freibelüftete Ställen. Die Anforderungen an das Klima steigen aufgrund geänderter Haltungsbedingungen in Neubauten sowie Bestandsadaptionen mit Verweis auf baulich definierte Funktionsbereiche sowie freie Belüftung. Entwickelt wurde hierbei ein Analysetool als Prozessmodell und "early warning"-System. DI Julian Zeilinger (BA f. Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen) veranschaulichte die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen notwendiger Adaptierungen in der Schweinehaltung aufgrund abgestufter gesetzlicher Übergangsfristen in Bezug auf das Verbot von Vollspaltenböden.
Eva Maria Peter, MA (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) stellte anhand des Projektes "NEU.Rind" Maßnahmenvorschläge für Milchviehbetriebe anhand in einem digitalen Betriebshelfer erhobener Kennzahlen dar. Eine umfassende Dokumentation sowie nachhaltige Praktiken leiten hier über zur Umsetzung und der Abgabe von Empfehlungen. Mag. Franz Hunger (LK OÖ) zeigte eindrucksvoll, wie im Rahmen einer Kooperationsstudie mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik die Motivation und Erfolgskonzepte erfolgreicher Landwirt:innen als Erkenntnisgrundlage abgefragt wurden und so der produzierenden Branche sowie Bildung und Beratung hilfreiche Inputs sowie Anreize gegeben werden können. Den Abschluss bildete Dr. Christian Dürnberger (Messerli Institut) im Rahmen seines Referates über aus tierischem oder pflanzlichen Ursprung gewonnenem Laborfleisch als Ernährungsalternative. Seine ethisch-moralische Betrachtung regt zur persönlichen Prüfung von Ernährungsweisen an, zu einer satirisch-kritischen Betrachtung möglicher künftiger Entwicklungen mit regionalen Lebensmitteln aus dem "Labor vor Ort". Eine Transformation der Ernährung findet statt und die tier-ethische Gretchenfrage über den moralischen Umgang mit Tieren ist neben vielen anderen Faktoren wie Interessen und sozialen Aspekten sowie einer Förderung der standortangepassten Lebensmittelproduktion ein Grundstein täglich persönlich getroffener Nahrungsentscheidungen.
Dr. Birgit Heidinger beschloss im Namen des Organisationsteams mit Ing. Eduard Zentner, DI Alfred Pöllinger sowie Christian Fritz, MA die Veranstaltung. Wieder einmal ging eine über die Grenzen Österreichs hinausgehende interessante 2-tägige Wissenschaftstagung zum Thema "Tier-Technik und Umwelt" mit hohem praktischen Bezug der Fachthemen an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein erfolgreich zu Ende. Ein großer Dank gilt den Referent:innen für ihre hervorragenden Beiträge, die Wertschätzung der Veranstaltung durch den Besuch einer großen Abordnung aus dem BMLUK mit dem Leiter für Forschung und Entwicklung, Mag. Dr. Bernhard Bichler und MR DI Dr. Johannes Frickh aus der Abteilung II/6 samt Kolleg:innen sowie allen Partnern aus Forschung, Beratung und Praxis.
Die nächste Tagung dazu ist bereits jetzt für den 20. Mai 2026 geplant. (Schluss)
Nach einer Begrüßung durch Direktor Dr. Johann Gasteiner folgte zur Eröffnung der Tagung eine Präsentation der aktuellen Forschungsprojekte sowie künftig geplanter Aktivitäten des Institutes Tier, Technik und Umwelt durch Institutsleiterin und Tagungsvorsitzende Dr. Birgit Heidinger.
Die landwirtschaftliche Tierhaltung gerät immer mehr unter Druck. Zum einen weil immer wieder Einzelfälle von unsachgemäßer Tierhaltung und Umgang mit Tieren publik werden und dann sehr rasch verallgemeinert werden und zum anderen aufgrund von verschärfenden rechtlichen Vorgaben und marktwirtschaftlichen Herausforderungen.
Christian Fritz, MA referierte über die "Farm to Fork"-Strategie sowie die Auswirkung neuer Verordnungen entlang der Lieferkette, wonach sich DI Franz Waxenecker mit dem CO2-Fußabdruck der Produktionssysteme Schwein und Geflügel anschloss. Relevant ist in diesem Kontext, Ergebnisse methodisch richtig und normenkonform zu berichten sowie die hohen zwischenbetrieblichen Schwankungen mit Konnex zu Fütterung und Herkünften zu berücksichtigen. DI Josef Hambrusch von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen referierte über Stoffstromanalysen in der Schweineproduktion sowie deren wertmäßige Darstellung und eine mögliche Erweiterung auf zusätzliche landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten. Roland Gutwenger, Bakk.tech. veranschaulichte die Ergebnisse der TIHALO III-Studie mit erhobenen Daten aus 2022 als Grundlage der österreichischen Luftschadstoffinventur. Die Zielwerte aufgrund Vorgaben der NEC-Richtlinie wurden 2023 erstmals erreicht, wobei Förderanreize in Stall und Außenwirtschaft in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern für Stalltechnik und Außenwirtschaft gesetzt wurden, um die Emissionszielwerte künftig auszubauen.
Im Nachmittagsblock stellte Prof. Dr. Reinhard Puntigam (FH Südwestfalen) Möglichkeiten zur Rationsgestaltung sowie Ansätze und Grenzen zum Einsatz von Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung bei Schweinen mit Fokus auf langfristige Effekte, steigenden Druck auf natürliche Ökosysteme und Ressourcen sowie fachliche Aspekte der Nahrungsmittelkonkurrenz dar. Dr. Julia Slama (Uni Rostock) beleuchtete dieselbe Thematik mit einer Darbietung relevanter Studienergebnisse für Geflügel und wies auf die Bedeutung des Einsatzes von Weizenvariationen (Schrot/Kleie), die Kenntnis der Variabilität in Futtermitteln sowie deren technologische Verarbeitung hin. Online zugeschaltet war Lukas Grüter (UFA AG) über rechtliche Vorgaben zur Emissionsminderung und Aspekte der Tiergesundheit in der Schweiz. Er berichtete über die verpflichtete Regulierung des Nährstoffhaushaltes zur Senkung der Nährstoffverluste von Stickstoff und Phosphor bis 2030. Das Ziel hierbei ist eine effizientere und nachhaltigere Landwirtschaft bezüglich Nährstoffen mit Anreizen wie einer stickstoffreduzierten Phasenfütterung sowie optimaler Aminosäurenversorgung und alternativer Proteinquellen für Schweine. Katharina Unger (LIVIN farms) stellte in ihrem Referat die Mast der Schwarzen Soldatenfliege in modular skalierbaren Insekten-Mastanlagen zur Verwertung organischer Reststoffe und Nebenprodukten und Einsatz in der Tierfütterung dar. Die Vorstellung dieser alternativen Proteinquelle im Sinne der Kreislaufwirtschaft als Möglichkeit der agrarischen Produktion beendete hiermit den ersten Veranstaltungstag.
Der zweite Veranstaltungstag wurde von Dr. Daniel Werner, Professor für Prozesstechnik, Digitalisierung und Bauwesen in der Innenwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf eröffnet. Die Lichtwahrnehmung bei Schwein, Geflügel und Rind sowie Hinweise zu optimaler Stallbeleuchtung zeigte, dass ein wichtiger Parameter in der Beurteilung das Liegeverhalten und die Liegedauer, sowie Fressverhalten und Aktivität sind. Das Ziel für alle Tier- und Haltungskategorien ist eine bedarfsorientierte Beleuchtung unter Einsatz hochwertiger LED-Technik in Verbindung mit ausreichend Tageslicht, wo umsetzbar und förderlich. Prof. Dr. Andreas Melfsen (Fachhochschule Kiel) referierte über die automatisierte Verhaltensanalyse von Mastschweinen zur Bewertung von Stallklimabedingungen in freibelüftete Ställen. Die Anforderungen an das Klima steigen aufgrund geänderter Haltungsbedingungen in Neubauten sowie Bestandsadaptionen mit Verweis auf baulich definierte Funktionsbereiche sowie freie Belüftung. Entwickelt wurde hierbei ein Analysetool als Prozessmodell und "early warning"-System. DI Julian Zeilinger (BA f. Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen) veranschaulichte die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen notwendiger Adaptierungen in der Schweinehaltung aufgrund abgestufter gesetzlicher Übergangsfristen in Bezug auf das Verbot von Vollspaltenböden.
Eva Maria Peter, MA (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) stellte anhand des Projektes "NEU.Rind" Maßnahmenvorschläge für Milchviehbetriebe anhand in einem digitalen Betriebshelfer erhobener Kennzahlen dar. Eine umfassende Dokumentation sowie nachhaltige Praktiken leiten hier über zur Umsetzung und der Abgabe von Empfehlungen. Mag. Franz Hunger (LK OÖ) zeigte eindrucksvoll, wie im Rahmen einer Kooperationsstudie mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik die Motivation und Erfolgskonzepte erfolgreicher Landwirt:innen als Erkenntnisgrundlage abgefragt wurden und so der produzierenden Branche sowie Bildung und Beratung hilfreiche Inputs sowie Anreize gegeben werden können. Den Abschluss bildete Dr. Christian Dürnberger (Messerli Institut) im Rahmen seines Referates über aus tierischem oder pflanzlichen Ursprung gewonnenem Laborfleisch als Ernährungsalternative. Seine ethisch-moralische Betrachtung regt zur persönlichen Prüfung von Ernährungsweisen an, zu einer satirisch-kritischen Betrachtung möglicher künftiger Entwicklungen mit regionalen Lebensmitteln aus dem "Labor vor Ort". Eine Transformation der Ernährung findet statt und die tier-ethische Gretchenfrage über den moralischen Umgang mit Tieren ist neben vielen anderen Faktoren wie Interessen und sozialen Aspekten sowie einer Förderung der standortangepassten Lebensmittelproduktion ein Grundstein täglich persönlich getroffener Nahrungsentscheidungen.
Dr. Birgit Heidinger beschloss im Namen des Organisationsteams mit Ing. Eduard Zentner, DI Alfred Pöllinger sowie Christian Fritz, MA die Veranstaltung. Wieder einmal ging eine über die Grenzen Österreichs hinausgehende interessante 2-tägige Wissenschaftstagung zum Thema "Tier-Technik und Umwelt" mit hohem praktischen Bezug der Fachthemen an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein erfolgreich zu Ende. Ein großer Dank gilt den Referent:innen für ihre hervorragenden Beiträge, die Wertschätzung der Veranstaltung durch den Besuch einer großen Abordnung aus dem BMLUK mit dem Leiter für Forschung und Entwicklung, Mag. Dr. Bernhard Bichler und MR DI Dr. Johannes Frickh aus der Abteilung II/6 samt Kolleg:innen sowie allen Partnern aus Forschung, Beratung und Praxis.
Die nächste Tagung dazu ist bereits jetzt für den 20. Mai 2026 geplant. (Schluss)
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