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Innsbruck, 28. November 2022 (aiz.info)

Arbeitskräftemangel gefährdet Schutzwald

Marktgemeinde Hopfgarten im Brixental zeigt beim 25. Tiroler Waldbauerntag die Vorteile von eigenem Forstpersonal auf

Der Tiroler Waldbauerntag ist ein jährlicher Fixpunkt der heimischen Forstwirtschaft. Dieses Jahr fand er in Hopfgarten im Brixental statt. Die Gemeinde bewirtschaftet ihre Waldflächen mit eigenem Forstpersonal, was viele Vorteile bietet. Darüber und über weitere aktuelle Themen wurde am Samstag diskutiert.
 
Der Tiroler Waldverband stellt zu seinem 25-jährigen Bestehen die Forstarbeit in den Mittelpunkt seiner Vollversammlung. "Gut ausgebildete, motivierte Waldbesitzerinnen und -besitzer sowie Forstfacharbeiter sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft des Tiroler Waldes", betont Josef Fuchs, Obmann des Waldverbandes Tirol. Bundesobmann Rudolf Rosenstatter schlägt in die gleiche Kerbe: "Der Wald ist für den ländlichen Raum lebensnotwendig. Er bietet Schutz, vor allem aber ist er auch Rohstofflieferant und der wichtige Beginn der Wertschöpfungskette Holz."
 
Der Fachkräftemangel geht auch am Wald nicht spurlos vorüber. Immer wieder müssen wichtige und dringende Waldpflege- und Holzerntemaßnahmen verschoben werden, weil man kein Personal findet. Dabei warten auf den Tiroler Wald große Herausforderungen. Der rasant voranschreitende Klimawandel verändert die Vegetationszeiten, die Niederschlagsmenge bzw. die Niederschlagszeiten, aber auch die Frostperioden und die Beschaffenheit des Schnees. Grundsätzlich können der Wald und seine Bäume auf natürliche Weise auf diese veränderten Bedingungen reagieren, der menschgemachte Klimawandel geschieht aber viel zu schnell, als dass diese natürlichen, mehrere Generationen dauernden Anpassungsprozesse ausreichend wirken können. Es besteht die ernste Gefahr, dass der Wald mittel- bis großflächig zusammenbricht, so wie es in Osttirol zu beobachten ist. Deshalb ist es notwendig, dem Wald zu helfen und ihn mittels Waldpflegemaßnahmen, aber auch durch die richtige Wahl und Förderung von Baumarten an den Klimawandel anzupassen. Nur dann kann er weiterhin seine wichtigen Aufgaben für die Gesellschaft wahrnehmen. "Zusätzlich ist Holz als Baustoff und Energieträger unverzichtbar, um die Klimaziele zu erreichen. Den Walbesitzerinnen und Waldbesitzern kommt hier eine Schlüsselrolle zu", meint Fuchs.
 
Gemeinden tragen Verantwortung
 
Die heimischen Waldeigentümer und die Forstbehörde wissen aufgrund ihrer Fachkenntnis und dank Instrumenten, wie der adaptierten Waldtypisierung, bestens Bescheid, welche Maßnahmen den Wald bestmöglich auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereiten. Die kostenintensive Waldpflege wird zusätzlich finanziell gefördert. Manuel Pichler, Forstbetriebsleiter der Gemeinde Hopfgarten, betonte aber: "Ohne eigenes Forstpersonal könnten wir in unserer Gemeinde die Waldbestände nicht ausreichend pflegen, denn es sind zu wenig dienstleistende Forstunternehmen auf dem Markt." Dies liegt einerseits an der gefährlichen und sehr anstrengenden Forstarbeit. Außerdem herrscht derzeit ganz generell ein Mangel an Fachkräften, der sich die nächsten Jahre noch verschärfen wird.
 
Wer seinen Forstfacharbeiter und Lehrlingen regelmäßige Forstbildungen, geregelte Arbeitszeiten und ganzjährige Anstellung bietet, hat große Chancen, motiviertes Personal zu halten. Tirol muss auf diese Situation mit innovativen Ideen reagieren. "Die Gemeinde Hopfgarten zeigt als Leitbetrieb mit eigenem Forstpersonal und Lehrlingsausbildung vor, wie es geht", betont Fuchs.
 
In Tirol gibt es über 50 Waldeigentümer, die mehr als 1.000 ha Wald besitzen. 80% davon sind im Eigentum oder als Gemeindegutsagrargemeinschaften unter der Verwaltung von Gemeinden. Um die Bewirtschaftung dieser Wälder auch in Zukunft sicherzustellen, ist die Anstellung bzw. die Ausbildung von eigenem Forstpersonal der logische Weg. Neben dem Wald der Gemeinde könnten diese Forstarbeiter auch andere Waldeigentümer schulen, wie man den Tiroler Wald klima-fit macht und den Schutzwald gesund erhält. (Schluss)
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